Mehr zum Weizen

Winterweizen

Hier wächst Winterweizen auf einem Feld von 34 Hektar.

Herkunft

Weizen zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und wurde bereits vor 8.000–10.000 Jahren in seiner Wildform gesammelt und angebaut. Seine Ursprünge liegen im Vorderen Orient; er kam vor etwa 7.000 Jahren nach Europa, zunächst in den Mittelmeerraum, wo er in der Antike von den Römern angebaut wurde. Erst im 11. Jahrhundert konnte sich Weizen auch in Mitteleuropa durchsetzen.

Weizen hat zahlreiche Unterformen. Auf dem Stolper Feld wird Weichweizen angebaut, die weltweit und in Deutschland verbreitetste Form. Der Anbau von Dinkel, der noch im 19. Jahrhundert in vielen Teilen Deutschland dominierte, ist dagegen wenig verbreitet, wird aber inzwischen wieder vermehrt, besonders in Süddeutschland angebaut. Keine wirtschaftliche Bedeutung mehr hat eine alte Weizenform, der Emmer. Dagegen spielt Hartweizen besonders im Mittelmeerraum und in Vorderasien eine bedeutende Rolle und eignet sich besonders für die Herstellung von Teigwaren. An warmen, trockenen Standorten wird der Anbau von Hartweizen auch in Deutschland versucht.

Anbau

Weizen ist die anspruchsvollste Getreideart, sowohl hinsichtlich des Bodens als auch des Klimas. Die besten Weizenböden sind kalkhaltige, humusreiche, milde Lehmböden. Weizen verträgt Kälte weniger gut als Roggen. Er braucht mehr Feuchtigkeit und Wärme. Unter entsprechend vorteilhaften Bedingungen erbringt Weizen die höchsten Erträge unter den Getreidearten. In Deutschland werden im Durchschnitt ca. 8 t/Hektar geerntet. Auf dem Stolper Feld wird ein Ertrag von 5 bis 6 t/Hektar erwartet.

Winterweizen wird meist im Oktober ausgesät. Wenn er nach Mais oder Zuckerrüben angebaut wird, erfolgt die Aussaat mitunter auch erst im November. Der im Frühjahr gesäte, ertragsschwächere Sommerweizen kommt nur zum Einsatz, wenn eine rechtzeitige Winterweizenaussaat nicht mehr möglich ist. Im konventionellen Anbau auf dem Stolper Feld wird der Boden vor der Aussaat nach Möglichkeit nicht gepflügt, sondern nur tief gegrubbert, um Bodenhumus und Bodenfeuchte zu schonen. Die Düngung von insgesamt 140 kg Mineraldüngerstickstoff pro Hektar erfolgt in drei Gaben, um den Nährstoffbedarf der Pflanzen während des Wachstums zu decken und Nährstoffverluste gering zu halten.
Im März/April wird ein Herbizid ausgebracht, um Pflanzen der Begleitflora zu bekämpfen. Später werden ein- bis zweimal Pilzkrankheiten (Gelbrost, Braunrost, Mehltau, Fusarien) mit Fungiziden bekämpft. Gegen Schädlinge (z. B. Läuse, Getreidehähnchen) werden ein- bis zweimal Insektizide eingesetzt. Um die Standsicherheit zu verbessern, wird ein Mittel zur Halmverkürzung gespritzt.

Verwendung

Neben Reis und Mais stellt Weizen die wichtigste Getreideart für die menschliche Ernährung dar. Rund ein Drittel der weltweiten Getreideanbaufläche entfällt auf Weizen. In Deutschland ist Weizen mit 25 % der Ackerfläche die bedeutendste Ackerfruchtart.

Über ein Drittel der Weichweizenerzeugung in Deutschland geht in die Nahrungsmittelproduktion, in erster Linie in die Herstellung von Backwaren. Für die Backwarenherstellung ist ein Proteingehalt von mindestens 12 % erforderlich. Dafür werden spezielle Backweizensorten angebaut. Für ein 1000 g-Brot werden 850 g Weizen benötigt, sodass vom Ertrag eines Hektars rund 6400 Brote gebacken werden können. Weiter wird Weizen auch zu Grieß, Grütze, Graupen, Weizenbier, Branntwein (Korn), Weizenkeimöl und Stärke verarbeitet.

Rund die Hälfte des Weizens wird als Futtermittel eingesetzt, der Rest wird in der Industrie verwendet, insbesondere für die Stärkeherstellung z. B. für die Papier- oder Kleisterherstellung oder die Produktion von Kosmetika. Etwa zwei Drittel eines Weizenkorns bestehen aus Stärke.

Umwelt

Winterweizen wird aufgrund seines hohen Ertragspotenzials im konventionellen Anbau in der Regel als Intensivfrucht angebaut. Dies gilt für den chemischen Pflanzenschutz zur Absicherung der Erträge. Und es gilt auch für die Düngung. Ist die Erzeugung auf Backweizen ausgerichtet, verfolgt die Stickstoffdüngung auch das Ziel, die Mindestanforderungen für die Verwendung als Backweizen sicherzustellen.

Der ökologische Weizenanbau ist im Vergleich besonders ressourcenschonend und umweltverträglich, u. a. weil er meist mit geringerem Düngereinsatz einhergeht und auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet. Dafür sind die Erträge deutlich geringer. Förderprogramme von Bund und Ländern sind darauf gerichtet, Ertragsminderungen zu kompensieren und Anreize für eine Umstellung auf ökologische oder andere besonders umweltschonende Erzeugungsweisen zu schaffen.

Durch die Photosynthese bildet die Weizenpflanze aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht für sie wichtige Nährstoffe. Als Nebenprodukt entsteht dabei Sauerstoff. Getreidepflanzen binden über die Photosynthese zwar Kohldioxid aus der Luft, das erzeugte Korn und Stroh wird jedoch zum weitaus größten Teil bei der anschließenden Verwendung wieder freigesetzt. Eine längerfristige Bindung von Kohlendioxid ist nur über eine Humusanreicherung im Boden möglich, z. B. über das Belassen des Strohs auf dem Feld, geeignete Fruchtfolgen oder den Verzicht auf das Pflügen. Da sich dieser Effekt schwer quantifizieren lässt, wurde er in der Graphik vernachlässigt.

Dessen ungeachtet trägt der Weizenanbau insbesondere durch die Mineraldüngung (nur bei konventionellem Anbau) und die Mechanisierung zur Emission von Kohlendioxid bei. Denn die Produktion von mineralischen Stickstoffdüngern ist sehr energieintensiv und erfolgt bisher auf Basis fossiler Energieträger. Auch der Einsatz von Maschinen erfolgt bisher nahezu ausschließlich auf Basis von fossilen Treibstoffen (Diesel).